Kind krank – und an der Arbeit habe ich heute so viele Termine

Kind ist krank

Wer kennt es nicht? Alles ist normal und als du dein Kind morgens beim Wecken anschaust siehst du glasige Augen, geschwollene Lippen und rote Ohren. Du weißt: „Heute wird wohl anders als gedacht… Ich kann nicht zuhause bleiben, ich habe so viel zu tun heute an der Arbeit. Das passt gerade gar nicht.“

Ich sage dir: es passt nie. Es passt nie, dass dein Kind krank ist. Denn es ist immer irgendwas anderes.

 

Wer bleibt zuhause?

Ja, diese Situation kennst du bestimmt. Plötzlich ist dein Kind krank. Dabei ist es egal, ob du berufstätig bist oder Hausfrau mit vielleicht noch einem Kind. Du hast deinen Alltag, deinen Rhythmus, deine Termine und Abläufe. Mit einem kranken Kind geht das so nicht mehr.

Also geht es erstmal darum, den Tag zu organisieren: Wer bleibt zuhause und kümmert sich um das Kind? Welche Termine musst du am besten sofort absagen, was kann noch warten? Wen solltest du noch informieren, dass du heute nicht kannst? Was brauchst du nicht abzusagen, sondern kannst es verschieben?

Natürlich stehen Arbeitnehmern bestimmte Krankentage für ein Kind zu. Auch für jedes Elternteil, was den Vorteil hat, dass sich die Eltern abstimmen und abwechseln können. Wer die wichtigeren Termine hat, geht an die Arbeit, der andere bleibt zuhause. Das ist ok. Auch für den Arbeitgeber ist dies eine gute Sache, da nicht immer dieselbe Person zuhause bleibt, wenn das Kind krank ist, sondern auch der Partner oder die Partnerin. Als Mutter kann ich sagen, dass ich es entspannend fand, dass auch mein Mann bei unserem kranken Kind geblieben ist und ich an die Arbeit gehen konnte. Mir hat das einen gewissen Druck genommen, denn irgendwie hatte ich schon manchmal ein ungutes Gefühl, wenn ich mich jedes Mal an der Arbeit abwesend melden musste, weil mein Kind erkrankt war. Als Erzieherin konnte ich auch nicht mal eben ins Homeoffice wechseln… Für meinen Mann war das oft kein Problem und so konnte ich arbeiten gehen und ab Nachmittags übernehmen. Das war für uns eine wirklich gute Lösung.

Auch wenn du als Mutter nicht arbeitest, Hausfrau und Mutter bist, hast du wahrscheinlich Aktivitäten über den Tag. Sowas wie Kinderturnen, Eltern-Kind-Café, Krabbelstunde oder ähnliches. Für dich ist das vielleicht ein wohlbefindlicher Austausch mit anderen Müttern oder Vätern und du möchtest nur ungerne auf diese sozialen Kontakte verzichten. Natürlich gibst du Bescheid, dass du heute eben nicht kommen kannst und -zack- bekommst du gute Besserungswünsche und Unterstützungsangebote, falls du etwas brauchst. Schon geht es dir besser, denn dein sozialer Kontakt ist dadurch ja da, du bist nicht „alleine“ und weißt, die andern denken an dich.

 

Und dann die Sorgen um dein Kind

Und dann sind da ja noch die Gedanken: „Wie schlecht geht es ihm/ihr?“ „Wie lange ist er/sie wohl krank?“ „Hoffentlich geht es schnell besser.“ „Müssen wir zum Kinderarzt?“ „Hoffentlich wird es nicht so schlimm.“

Denn du machst dir ja Sorgen oder Gedanken, wenn dein Kind krank ist. Es hüpft und läuft plötzlich nicht mehr durch die Wohnung, redet nicht oder nur wenig, isst kaum – es ist einfach nicht so, wie du es tagtäglich kennst. Da machen sich alle Eltern Sorgen. Niemand möchte, dass es dem eigenen Kind schlecht geht, es krank ist, vielleicht Schmerzen hat und sich unwohl fühlt. Manche Erkrankungen sind nicht so schlimm und schnell wieder vorbei. Sobald allerdings die Körpertemperatur erhöht ist, kenne ich viele Eltern, die dann nervös werden. Fieber ist zwar ein körpereigener Schutz, doch zu lange und zu hoch sollte es dann auch nicht werden. Und ein Fieberkrampf ist auch nicht lustig. Doch sofort zu Medikamenten greifen? Hilft ja auch nur oberflächlich…

Oder dein Kind hat Bauchweh, spuckt viel und möchte weder essen noch trinken. Das ist allerdings lebensnotwendig. Und dein Kind ist ja auch noch klein. Da sind kaum Reserven. Also, was tun? Zum Arzt, mit einem sich übergebenden Kind? Was soll er tun? Er verschreibt ein Medikament, was helfen könnte. Doch es ist ja gut, wenn sich der Körper von dem befreit, was ihn stört. Nur Trinken ist enorm wichtig. Auch hier sollte die Erkrankung nicht zu lange dauern…

Diese Gedanken und Sorgen kennst du bestimmt. Auch den Blick auf dein Kind, wie es so anders daliegt, als sonst. Da fühlst du dich ängstlich, besorgt, beklemmt, dein Herz fühlt sich schwer an, du bist traurig, vielleicht auch nervös.

 

Wie war es früher als du Kind warst?

Das alles ist völlig normal, denn du bist schließlich die Erwachsene/ der Erwachsene und verantwortlich für dein Kind. Außerdem möchtest du als Mutter/ als Vater, dass es deinem Kind gut geht und es sich wohl fühlt.

Das geht mir genauso.

Und nach diesen, eher negativen, Worten, lade ich dich zu einer kurzen Reise ein. Eine Reise zurück in deine Kindheit:

Stell dir vor, du bist wieder ein Kind. Du bist in deinem zuhause, mit deinen Eltern, Geschwistern, Großeltern, Haustieren… wer eben bei dir war. Nimm wahr, was du siehst. Schau dich um und genieße, was du siehst.

Was hörst du? Vielleicht ein bekanntes Klappern aus der Küche? Oder Stimmen, die sich leise unterhalten? Das Radio? Höre in Ruhe hin.

Vielleicht riechst du sogar einen bekannten Duft. Wonach riecht es?

Jetzt reise zu den Tagen, an denen du als Kind krank gewesen bist.

Wo bist du?

Wie bist du dort? In eine Decke eingekuschelt? Mit einer Wärmflasche? Dein Lieblingskuscheltier ist bei dir?

Wer ist bei dir? Deine Mutter oder dein Vater? Vielleicht deine Oma oder dein Opa?

Wie fühlst du dich hier? Ja, du bist krank und vielleicht tut dein Hals weh oder der Bauch, du fühlst dich schlapp und müde. Und was noch? Wohlbehütet? Geliebt? Umsorgt?

 

Wie schön ist es, krank zu sein

In meiner Kindheit war es so. Ich durfte bei meinen Großeltern auf dem Sofa liegen, warm eingekuschelt in eine weiche Decke. Mein Kuscheltier war bei mir und meine Oma auch. Sie fragte mich, wie es mir geht und was ich brauche. Dann hat sie mir Tee oder Suppe gemacht. Mein Opa hat mir Geschichten vorgelesen und mir meine Kinderzeitschrift eingekauft. Ich durfte Fernsehen gucken oder Musik hören. Oft haben mir meine Großeltern liebevoll über die Haare oder meine Wange gestreichelt.

Als Kind fand ich es gar nicht so schlimm, wenn ich krank war. Es war eine besondere Zeit, die mir viel Nähe zu meinen Großeltern geschenkt hat, da meine Eltern so beide ihrer Arbeit nachgehen konnten. Ich fand es sehr besonders, dass ich auf dem Sofa liegen durfte und alle für mich da waren. Sie hatten viel Zeit für mich und auch meine Eltern waren nach der Arbeit sofort bei mir, sie fragten mich, wie es mir geht und was ich brauche. Dann hat mir auch meine Mama noch vorgelesen und mein Papa mir Mut zugesprochen, dass mein Körper stark ist und es mir bald besser geht.

 

Wie war es bei dir?

Und wie ist es bei dir heute in einer anderen Rolle? Als Mutter oder Vater? Wenn dein Kind krank ist, verbringst du mehr Zeit mit ihm? Oder einfach etwas anders? Kuschelt ihr euch zusammen auf das Sofa? Liest du deinem Kind sehr viel mehr Geschichten als sonst vor und verwöhnst es?

Was meinst du, wie es deinem Kind damit geht? Dass du da bist, dir Zeit nimmst, auf Wünsche reagierst und ihm Zuversicht gibst?

Hier kannst du gestalten, wie dein Kind auf seine Kindheitstage in Krankenzeiten zurückblicken wird.

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