Liebe ist …

… wenn mein Mann die Spülmaschine ausräumt und einräumt – und ich bin sauer. Waaas?
Mann und Frau – beide Zuhause
War bei uns Zuhause tatsächlich so. Mein Mann räumt die Spülmaschine aus und ein, ganz in Ruhe, weil das eben auch erledigt werden muss. Ich sehe das und bin sauer. Ja, sauer, verärgert, wütend und verletzt. Wenn du jetzt komisch guckst und denkst: „Was erzählt die mir hier? Ist doch super, wenn der Mann die Spülmaschine ausräumt… davon träume ich!“ Dann ja, das haben alle gedacht, wenn ich das erzählt habe.
Ich erkläre dir, wieso es mich so geärgert hat: Mein Mann arbeitet Vollzeit und ist die meiste Zeit davon im Homeoffice. Er hat einen Job, der ihn geistig sehr beansprucht. Er muss konzentriert sein, er muss gut vorbereitet sein, er hat zum Teil hoch angesehene Kunden und muss die Erwartungen erfüllen. Das kann anstrengend sein. Zudem ist er der Hauptverdiener, denn wir haben uns auf die „klassische“ Aufteilung geeinigt.
Räumt er jetzt also die Spülmaschine aus und ein, sehe ich das als eine zusätzliche Aufgabe, die er zu seiner herausfordernden Arbeit auch noch tun muss. Er hat ja schon genug zu tun und dann muss er noch die Spülmaschine bedienen. – Weil ich es nicht getan habe. Ich arbeite nicht Vollzeit und es ist meine Aufgabe den Haushalt zu machen. Das ist mein Job. (Dieser Satz wird sehr tief betont gesprochen, vielleicht kannst du ihn auch so lesen 😉)
Es waren also zweierlei Gründe, weshalb mich das so gestört hat:
- Es ist mein Job. Ich habe die Aufgabe, den Haushalt zu machen, dazu gehört auch die Spülmaschine zu bedienen. Tut er das, denke ich, dass er mich dazu nicht für „fähig“ hält oder ich ihm diese Arbeit heute nicht schnell genug erledigt habe. Vielleicht auch, dass ich diese Arbeit nicht zu seiner Zufriedenheit ausführe. Ergebnis: Ich bin verärgert und verletzt.
- Wir hatten die Abmachung zusammen getroffen, dass er arbeitet und ich den Haushalt mache und die Kinder versorge (ist auch Arbeit, wissen wir beide, doch du weißt bestimmt, wie ich das hier meine 😉). Übernimmt er jetzt ohne Absprache mit mir meine Aufgaben, hält er sich nicht an unsere Abmachung. Ich rede ihm ja bei seiner Arbeit auch nicht rein. Natürlich habe ich eine Reihenfolge, wann ich was im Haus erledige, so wie er auch seine Termine und Besprechungen hat. Ich lasse ihn seine Arbeit machen und er mich bitte meine.
Und was hat das jetzt mit Liebe zu tun?
Alles.
Doch vorher möchte ich dir noch sagen, dass wir darüber natürlich gesprochen haben. Er meinte, für ihn ist es entspannend, denn jedes Teil hat seinen Platz, er muss nicht überlegen, wo was hinkommt, die Sachen sind sauber, kein Teil meckert, weil irgendwas nicht passt oder jemand die Aufgabe nicht übernehmen möchte und er sieht das Ergebnis der Arbeit sofort. Und dass ich in der Zeit etwas anderes machen kann, sei doch auch ein Vorteil. Ok – doch es ist mein Job. Das hat nichts daran geändert, dass ich mich schlecht gefühlt habe.
Geändert hat es mein jetziges Wissen über die Sprachen der Liebe. Mit seiner Hilfsbereitschaft hat er mir gezeigt, dass er mich liebt, mich unterstützt und möchte, dass es mir gut geht. Es ist seine Sprache der Liebe. Er spricht sie auch in anderen Situationen und mit unseren Kindern. Ich spreche eine andere Sprache der Liebe. Deshalb konnte ich ihn nicht verstehen.
Jetzt ist alles in Ordnung. Ich bin ganz ruhig, wenn ich sehe, dass er mit der Spülmaschine beschäftigt ist (obwohl ich das gerade tun wollte). Ich verstehe jetzt seine Nachricht an mich: „Ich liebe dich.“ Kein Ärger mehr, keine Wut, keine Verletzung. Jetzt ist da Liebe und Verständnis. Er macht das, weil er mich liebt und mir seine Liebe durch diese Hilfsbereitschaft zeigt. Der Effekt, dass es ihm auch guttut, weil er dabei entspannt, ist ein zusätzliches Plus. Jetzt empfinde ich Wärme, Zuneigung und Ruhe.
Und seine Sprache der Liebe ist nur eine von fünf!
– Ich spreche eine andere.
– Mein ältester Sohn auch.
– Und, du ahnst es bestimmt, mein jüngster Sohn wieder eine andere.
Doch mit dem Wissen um diese fünf Sprachen der Liebe ist bei uns Zuhause ein ganzes anderes Verständnis und Miteinander entstanden. Wir können uns jetzt mit unseren verschiedenen Sprachen trotzdem gemeinsam „unterhalten“ – denn wir wissen, wie der andere seine Liebe zeigt und was er selber braucht, um die gesendete Liebe auch so zu verstehen und zu fühlen.
Und jetzt rate mal, was mein Mann getan hat, während ich diesen Beitrag geschrieben habe? – Richtig!