Was ist Familiencoaching?

„Mein Kind funktioniert einfach nicht! Nie macht er was ich will! Jetzt mach mal was, damit er besser hört!“
In meinen Artikel letzte Woche habe ich dir beschrieben, wie es für meinen Mann und mich war, als wir Eltern wurden. Wir haben die Herausforderungen vor denen wir standen gemeistert, irgendwie. Nach unserem besten Wissen und mit Unterstützung unser Familie.
Mittlerweile haben wir zwei Kinder und standen schon oft vor Herausforderungen, bei denen wir nicht weiter wussten oder nicht sicher waren, ob wir so oder anders darauf reagieren sollten. Dann haben wir einfach gehandelt, so wie es für uns gerade möglich war. Rückblickend haben wir nicht immer die klügste Lösung gewählt, doch wir wussten es zu diesem Zeitpunkt nicht besser und haben immer unser Bestes gegeben.
Dein Kind hört nicht
Bestimmt kennst du eine Situation mit deinem Kind, die dich belastet hat. Vielleicht als dein Kind noch ein Baby war, viel geweint hat und du es kaum beruhigen konntest oder als es in die Kita gegangen ist und nur noch das gemacht hat, was es wollte, dabei fast gar nicht auf dich gehört hat – Autonomiephase- oder als dein Kind in die Grundschule gegangen ist und es jeden verdammten Tag Streit und Ärger gab, wenn es hieß: „Zeit für die Hausaufgaben!“.
Manchmal ist es nur eine kurze Situation, sie dauert bloß einen Moment, dann ist sie wieder vorbei und dein Kind wieder dein „kleiner Engel“. Doch hin und wieder häufen sich diese Situationen:
Dein Kind streitet sich jeden Morgen über die Kleidung, die es anziehen SOLL und die es anziehen WILL.
Auf einmal sagt dein Kind immer „Nein.“, wenn du etwas zu ihm sagst – egal was es ist.
Dein Kind spielt mit seinen Spielsachen überall in der Wohnung, ruhig, friedlich, kreativ – doch wehe, es soll aufräumen. Selbst mit dir zusammen und als Spiel getarnt, gibt es nur Ärger, die Sachen werden geworfen, dein Kind schreit und schimpft, dass es nicht aufräumen will.
Beim gemeinsamen Essen sitzt dein Kind nicht still und benutzt schon gar nicht das Besteck, sondern zappelt und wackelt, steht auf und setzt sich wieder hin, redet mit vollem Mund, isst mit den Fingern… was auf einmal JEDEN Abend zu Streit von allen Familienmitgliedern am Tisch führt. Ein harmonisches Abendessen sieht ganz anders aus und gab es doch bis vor kurzem noch.
Diese Liste mit Beispielen könnte ich noch stundenlang fortsetzen und du weißt bestimmt auch mindestens eine Situation, die dir mit deinem Kind passiert ist.
Dann kennst du wahrscheinlich auch die Mütter, die sich zum Spielen mit ihren Kindern auf dem Spielplatz verabredet haben. Schönes Wetter, Snacks und Getränke dabei, die Kinder spielen und was tun die Mütter? Richtig, sie beschweren sich über das Verhalten ihres Kindes. Sie beklagen sich und jammern, wie anstrengend das Kind zur Zeit ist, das es doch sonst nicht so war und was sie nicht schon alles versucht haben, das zu ändern. Oft gibt es weitere Ratschläge oder Tipps der anderen Mütter und großes Verständnis, denn schließlich kennen die anderen Mütter es ja auch, wenn das Kind nicht das macht, was sie gerne möchten.
Jetzt frage ich dich: wer ist das Problem bei all diesen Beispielen?
Das Kind.
Die Sicht des Familiencoaches
Es ist ja auch sehr einfach, dem Kind die „Schuld“ an dem Stress und Ärger zu geben. Die Situation und Stimmung wäre ja auch anders, wenn sich das Kind anders verhalten würde und einfach hören würde. Das kann ich schon nachvollzuziehen und es wurde uns auch oft so vermittelt, dass Kinder auf Erwachsene zu hören haben, sie sich fügen sollen oder wie auch immer das formuliert wurde.
Als Familiencoach sehe ich das anders. Dein Kind ist gut so, genauso wie es ist. Diesen Satz wiederhole ich nochmal, denn er kommt häufig viel zu kurz: Dein Kind ist gut so, genauso wie es ist.
Sein Verhalten hat einen Grund – immer. Und der ist NICHT, dass es dich oder die anderen Familienmitglieder wie Oma, Opa oder Geschwister ärgern möchte. Nein, dein Kind zeigt dir etwas. Es zeigt dir, was du als Blockade noch in dir trägst, etwas, was dich belastet und du vielleicht verdrängt hast, etwas, was du in dir noch nicht gelöst hast. Das können Erlebnisse und Erfahrungen aus deiner Kindheit sein, die du nicht mehr bewusst weißt oder wahrnimmst. Es sind also keine körperlichen Blockaden, sondern sie sind gedanklich, emotional und energetisch. Daher „spüren“ wir sie auch nicht direkt oder bewusst, denn sie zeigen sich in unserem Verhalten. Dein Kind spürt diese, denn es ist zur Hälfte aus dir gemacht und im Gegensatz zu uns logisch denkenden Erwachsenen noch sehr feinfühlig für Emotionen. So zeigt dir dein Kind diese – deine- ungelösten Dinge in seinem Verhalten auf.
Dein Kind ist der Symptomträger. Wie bei einem Infekt mit Fieber: dein Kind hat das Symptom Fieber. Das ist ungünstig, denn wer möchte schon gerne Fieber haben? Dieses Symptom lässt sich durch entsprechende Medikamente recht schnell beheben und dein Kind ist fieberfrei, also symptomfrei und „funktioniert“ wie es soll – dadurch ist allerdings die Ursache nicht gelöst.
Dein Kind hat nach wie vor etwas in sich, was das Fieber ausgelöst hat. Das ist ja durch die Medikamente nicht einfach praktischerweise gleich mit weg. Also kann das Fieber jederzeit wieder auftreten, denn die Ursache ist nicht gelöst.
Auch wenn du das jetzt vermutlich nicht gerne lesen möchtest, ist es eben doch so: die Ursache des Verhalten deines Kindes ist etwas in DIR. Wehre das nicht sofort ab, sondern lass den Gedanken mal zu: du hast (meistens) in deiner Kindheit etwas erlebt, was dich nachhaltig beeinflusst und weißt es nicht mehr. Vielleicht hast du eine Erfahrung verdrängt, weil sie dich sehr belastet hat und du bist dir dessen gar nicht bewusst. Dein Kind ist dein Spiegel und zeigt sie dir. Es ist in dir gewachsen und hat Teile von deiner DNA, da spürt es auch diese Blockaden in dir. Ihr seid ja auch energetisch miteinander verbunden und das nehmen Kinder, besonders wenn sie jünger sind, besonders intensiv wahr.
Mit seinem Verhalten zeigt dir dein Kind, was du noch nicht gelöst hast, was dich belastet und blockiert und möchte dir damit helfen, diesen Ballast loszuwerden. Es ist eine Chance für dich, mit dir ins Reine zu kommen. Denn wenn du deine Blockade erkannt und gelöst hast, braucht dich dein Kind nicht ständig mit seinem (für dich) negativen Verhalten daraufhin zu weisen. Es wird dadurch auch für dein Kind viel leichter.
Familiencoaching löst deine Blockade
Als Familiencoach finde ich mit dir diese Ursache und wir lösen sie auf. Das ist oftmals mit Schmerz, Trauer, Scham oder Schuld verbunden, denn die Blockade kam ja durch etwas Negatives in dein System. Doch wenn du mutig bist und dich deiner Vergangenheit und Emotionen stellst, wird es für dich leichter – und dein Kind trägt dein Paket nicht auch noch stellvertretend für dich mit. Du entlastet dich und dein Kind.
Also sei mutig, schau hin, finde deine Blockade – die Ursache- und lass sie los. Das brauchst du natürlich nicht alleine zu machen, was oft auch gar nicht geht, denn du hast ja ein perfektes System entwickelt, die Blockade zu „verstecken“.
Dafür gibt es Familiencoaches. Sie sind für dein Kind da, für deinen Teenager, für euch Eltern und für die gesamte Familie. Sie sehen nicht „nur“ dein Kind als Träger eines Problems, sondern sie schauen sich die gesamte Familie an. Ihr seid miteinander verbunden, alle. Daher ist es extrem wichtig, nicht nur eine Person der Familie zu betrachten, sondern alle anderen auch. Dein Kind ist nicht „schuld“ und es „funktioniert“ auch nicht „falsch“… Die Ursache liegt vielleicht woanders und es wäre verkehrt, nur mit dem Kind zu sprechen und zu arbeiten. Als Familie seid ihr ein System, miteinander verbunden und jeder aus deiner Familie ist mit in der Verantwortung für euer Familienleben. Deshalb ist so wichtig, dein gesamtes System Familie anzuschauen.
Dein Familiencoach sorgt dafür, dass alle Familienmitglieder ein besseres Verständnis füreinander, die Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen, haben, es so weniger Ärger gibt, was wiederum für eine bessere Beziehung untereinander und ein harmonischeres Familienleben sorgt. Klingt doch gut, oder?
Familiencoaching hilft dir, ruhig zu bleiben
Natürlich gibt es kindliche Entwicklungsphasen, in denen dein Kind sein Verhalten ausprobiert, die bekannten Grenzen testet und einfach mal die Dinge anders macht, als es das schon kennt, OHNE dass dies etwas mit dir und möglichen Blockaden zu tun hat. Kinder müssen und dürfen sich ausprobieren, ihre Grenzen testen und Erfahrungen sammeln, damit sie sich zu selbstständigen, starken Persönlichkeiten entwickeln. Doch dein Alltag, deinen Routine, deine Prioritäten sind dir wichtig und es gibt sie, weil sie sich für dich bewährt haben. Es ist eben einfach leichter durchs Zimmer zu laufen, wenn der Boden frei ist. Dann trete ich nicht barfuß auf einen Legostein und tue mir weh. Auch das Saubermachen ist viel leichter, wenn ich einfach saugen kann, ohne ständig etwas aus dem Weg räumen zu müssen oder hinterher die kleinen Teile, wie Puzzleteile oder Legosteinchen, aus dem Staubsauger fischen zu müssen. Klar, DU weißt das. DU hast das schon alles erlebt und deine Erfahrungen damit gemacht, wie auch mit vielen anderen Situationen. Dein Kind nicht. Es hat diese Erfahrungen nicht gemacht und es reicht nicht, dass du ihm dies erklärst. Wir Menschen lernen durch eigene Erfahrungen und nicht durch Erzählungen. Nur so bilden sich neue Synapsen im Gehirn. Daher ist es ganz klar, dass dein Kind ab einem gewissen Alter und für sich entsprechend, irgendwann anfängt, die bekannten Regeln und Abläufe zu hinterfragen und anders zu machen:
Was passiert, wenn ich nicht aufräume?
Was passiert, wenn ich ERST die Zahnbürste nass mache und danach Wasser drüber laufen lasse?
Was passiert, wenn ich in meinen Klamotten vom Spielplatz schlafen gehe?
Was passiert, wenn ich die Suppe mit meiner Lieblingsgabel esse?
Wie ist es, wenn ich das Essen mit der Zunge vom Teller ablecke?
Fällt wirklich alles aus meinen Rucksack, wenn ich ihn verkehrt herum aufziehe?
Kriege ich wirklich Füße wie eine Ente, wenn ich die Schuhe falsch rum anziehe?
Dein Kind darf Dinge ausprobieren, anders machen als du (und wie du sie gerne hättest) und eigene Erfahrungen damit sammeln. Ich erzähle dir dazu ein Beispiel aus meiner Familie: Wir vier duschen alle gerne abends, dann ist der „Dreck“ des Tages abgespült, wir gehen sauber und frisch in unsere kuscheligen Betten und es ist einfach mehr Zeit, die Kinder zu duschen als morgens bevor wir alle aus dem Haus müssen. Irgendwann hat mein großer Sohn, da war er 13, morgens geduscht. Das fand er total gut, denn es hat ihn wach gemacht. Mit 13 ist das Aufstehen morgens sehr schwer und für keinen aus der Familie eine Freude… Doch das Duschen am Morgen hat ihm tatsächlich sehr gut getan. Er ist leichter und pünktlicher aufgestanden und war fitter. Gut, also duscht er seitdem morgens und wir anderen abends. Das konnte er nur merken, indem er unser System durchbrochen hat und seine eigenen Erfahrungen gemacht hat.
Und was jetzt für dich ganz wichtig ist: es ist entscheidend, WIE du damit umgehst. Es ist entscheidend, wie du dein Kind seine eigenen Erfahrungen machen lässt. Ob du dich darüber aufregst, weil es nicht nach deinem Plan läuft oder vielleicht mehr Arbeit auf dich zukommt oder du für irgendetwas mehr Zeit brauchst, weil du auf dein Kind warten musst. Oder ob du dein Kind begleitest bei seiner Entdeckungsreise, ihm Raum dafür gibst, es beobachtest und unterstützt, ihm bei Bedarf aus einer Misere hilfst und dabei ruhig und gelassen bleibst. Da ist der entscheidende Unterschied.
Dein Familiencoach unterstützt dich auch in dieser Zeit, in diesen Phasen, bei dir zu bleiben, in deiner Ruhe, Kraft und Balance zu sein.